Gedanken zum neuen Lizenzmodell der Unity Game-Engine

Wie ihr sicherlich aus diversen Quellen erfahren habt, hat Unity angekündigt, das Lizenzmodell zum 1.1.2024 zu verändern. (Update 26.09.2023, 10.10.2023)

Update vom 10.10.2023

CEO John Riccitiello hat seinen Hut genommen und das Unternehmen Unity verlassen. Mal sehen, ob sich das Thema damit beruhigt oder der Exitus erst beginnt, und Unity dutzende, hunderte oder tausende Kunden verliert.


Update vom 23.09.2023

Im Unity-Blog wurden nun die neuen Lizenzbestimmungen abgebildet. Dabei wird der Cap für die kostenlose Unity-Version "Personal" auf 200.000 USD angehoben, es gibt keine Fees und der "Made With Unity"-Splash wird entfernt. Der war für mich übrigens der wichtigste Punkt, Unity Plus zu abonnieren. Somit entgehen der Firma nun 300 € im Jahr für die eingestellte Version.


Ab der 2024 LTS wird dann der Einnahmen-Cap auf 1 Mio USD angehoben, ab der eine Lizenz fällig wird. Diese wird dann bei 2,5 % liegen. Also noch unter der für die Unreal-Engine. Gilt beides für Pro und Enterprise und Studios müssen ihre Download-Zahlen selber melden. (Whitten, 2023)



Was bisher geschah (13.09.2023)

Die neuen Lizenzgebühren von Unity sollen nun ja nur etwa 10% der Entwickler betreffen. 200.000 USD und 200.000 Einheiten sind tatsächlich weit weg von dem, was meine Kunden oder ich bisher mit ihren überwiegend kostenlosen oder sehr günstigen Apps eingenommen haben. Soweit, so ok (Unity, 2023).


Ich denke, dass die neuen Bedingungen eher free-to-play-Titel (f2p) betreffen. Von denen gibt es sicherlich einige, die 100.000e Male heruntergeladen wurden und da gibt es Geld einzunehmen. Sowohl von den Anbietern als auch von Unity. Schließlich sind diese Titel auf möglichst breite Verteilung und Verdrängung von Mitbewerbern getrimmt - Spielende können halt immer nur ein Spiel gleichzeitig spielen und das sollte dann das eigene sein.


In 2017 hatte ich mal in einem Artikel über die Monetarisierung von f2p-Titeln veröffentlicht, in dem ich die Einnahmen auf durchschnittlich 2,84 USD pro Spielende Person beziffert habe (Burbach, 2014, Burbach, 2017). Mittlerweile liegen die Einnahmen pro Person bei etwa 0,25 USD (OSD, 2023). Dass die Installations-Fees von bis zu 0,20 USD pro Person ein ganzes Geschäftsmodell zerstören könnte, liegt dabei sicherlich auf der Hand.


Fakt ist zudem, dass die einseitigen Anpassungen der Lizenzbedingungen durch Unity uns als Unternehmen oder Dienstleister wahrscheinlich nicht betreffen würden- außer, dass ich Unity nicht mehr für 300 sondern für 1500 Euro buchen müsste. In absoluten Zahlen bei entsprechenden Aufträgen kein großer Beinbruch. Ich müsste meinen Kunden aber auch beibringen, dass sie eventuell noch einen Batzen Geld überweisen müssen, wenn das Spiel oder die App immens erfolgreich wird. Aber kann ich einem Unternehmen wie Unity, dass einen solchen Stunt unternimmt, vertrauen? Vertrauen darauf, dass nicht noch eine Änderung kommt? In 2016 gab es bereits eine Änderung, die die Dauerlizenzen betraf und nach der effektiv nur noch das Abomodell verfügbar war. Zumindest gab es die kostenlose Personal-Edition mit Logoeinblendung und die nun abgekündigte Plus-Version für 300 € ohne Logoeinblendung (Unity, 2016).


Zudem hat Unity ja einen eigenen Werbedienst, den Entwickler einsetzen können, um ihre Apps zu monetarisieren. Da es von diesen Diensten einige auf dem Markt gibt und so Entwickler auch in ihren Unity-Apps einen anderen als den "offiziellen" einsetzen können, lässt ein bisschen aufhorchen. Es könnte also sein, dass die Installations-Gebühren auch darauf abzielen, den eigenen Werbe-Dienst zu fördern und damit mehr Geld einzunehmen. Dass dabei Indie-Entwickler auf der Strecke bleiben könnten, wird wohl in Kauf genommen.



Wir als Unternehmen haben bisher auf Unity gesetzt und müssen uns nun hinsetzen und überlegen, wohin die Reise geht. Bleiben wir? Begeben wir uns wieder in die Abhängigkeit eines einzelnen Unternehmens? Oder öffnen wir uns einem Open-Source-Produkt? Oder wechseln wir tatsächlich zu einer Eigenentwicklung? Die Entscheidung wird nicht einfach, aber wir müssen eine treffen.



Burbach, J. (2014), Do you really need Facebook in your game?, Discussion Paper, https://www.researchgate.net/publication/358404721_Do_you_really_need_to_integrate_Facebook_into_your_game

Burbach, J. (2017),
Facebook-Integration in Spiele: Eine Analyse, Webseite, https://www.joerg-burbach.de/blog/files/die-rolle-von-facebook-in-der-spieleentwicklung.html

OSG (2023),
Do Free Mobile Games Make Money?, Webseite, https://osgamers.com/frequently-asked-questions/do-free-mobile-games-make-money

Unity (2016),
Evolution of our products and pricing, Webseite, https://blog.unity.com/community/evolution-of-our-products-and-pricing

Unity (2023),
Unity plan pricing and packaging updates, Webseite, https://blog.unity.com/news/plan-pricing-and-packaging-updates

Whitten, M. (2023), An open letter to our community, Webseite, https://blog.unity.com/news/open-letter-on-runtime-fee

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